In einem spannenden Finale, das an Dramatik kaum zu überbieten war, sicherten sich die Amerikanerin Alex Puccio und der Kanadier Sean McColl am Wochenende den Titel adidas ROCKSTAR 2012. Rund 70 der weltbesten Athleten aus 20 Nationen waren angereist, um in der Stuttgarter Porsche-Arena einen Boulderwettkampf der Extraklasse zu erleben. Auf einer großen Bühne mit Catwalk und Liveband fühlten sich die Profikletterer wie Rockstars. Und genau das ist das Ziel der Veranstaltung, die Rock Climbing mit Rock Music zu einer spektakulären Bühnenshow kombiniert.
Vor allem die zwölf Athleten, die sich durch Qualifikation und Semifinale bis ins große Finale am Samstagabend gekämpft hatten, bekamen bei der feierlichen Präsentation der Finalisten auf dem Catwalk eine Extraportion Gänsehaut und Adrenalin zu spüren.
Angeheizt von der Schweizer Rockband Sideburn lieferten sich die Top 6 Damen und Herren ein spannendes Duell am künstlichen Fels. Vor allem der Kanadier Sean McColl wurde der ihm zugelosten Startnummer 1 in jeder Beziehung gerecht. Nach einem vierten Rang in der Qualifikation und dem Sieg des Halbfinales, dominierte McColl auch das Herrenfinale, denn er konnte jeden einzelnen Boulder flashen (Anm. im ersten Versuch toppen).
Nach einem sehr anspruchsvollen Semifinale, in dem es nur Sean McColl, Alex Puccio und der Japanerin Akiyo Noguchi gelungen war, alle vier Boulder zu toppen, sah es zunächst so aus, als hätten die Routenbauer Milde walten lassen, denn das erste Finalproblem lösten alle Athleten im ersten oder zweiten Versuch in weniger als der Hälfte ihrer Rotationszeit. Sean McColl gelang dies sogar in sagenhaften 24 Sekunden. Auch den zweiten Finalboulder konnten alle Athleten bis auf die Norwegerin Therese Johansen und Jeremy Bonder aus Frankreich flashen, mit dem Ergebnis, dass Therese Johansen, die Österreicherin Katharina Saurwein und Akiyo Noguchi punktgleich auf Rang 3 lagen. Da im adidas ROCKSTARS Format nur die besten drei Finalisten eine Runde weiter kommen, war die Wettkampfjury gefordert. Diese entschied schnell und zugunsten der Athleten, dass sich alle fünf Damen noch einmal am dritten Finalboulder messen dürfen. Bei den Herren war das Ergebnis dagegen eindeutig: Sean McColl, der Amerikaner Jon Cardwell und der Franzose Guillaume Glairon-Mondet qualifizierten sich für die nächste Runde.
Akiyo Noguchi startete als erste am dritten Boulder. Flash! Doch so leicht, wie die Japanerin dieses Problem aussehen ließ, war es dann doch nicht. Sowohl Therese Johansen als auch Katharina Saurwein scheiterten. Und auch Kraftpaket Alex Puccio, musste sich, nachdem sie den Topgriff im ersten Versuch schon fast erreicht hatte und dann stürzte, am Ende geschlagen geben. Somit standen alle Türen ins Superfinale offen für Juliane Wurm. Die fünffache deutsche Meisterin und Vize-Europameisterin hatte sich im schweren Halbfinale auf Rang fünf gebouldert. Doch auch sie konnte das Problem nicht lösen. Nach einem langen Wettkampftag reichte die Kraft einfach nicht mehr aus. Damit stand die erste Superfinalpaarung fest: Akiyo Noguchi gegen die Vorjahreszweite Alex Puccio.
„Ich freue mich sehr über den dritten Platz“, sagte Jule Wurm später im Interview. „Die ersten beiden Finalboulder sind gut gegangen, aber der letzte war sehr hart. Ich war einfach nicht fit genug, um noch mehr erreichen zu können. Cool fand ich, dass wir im Vergleich zum letzten Jahr noch mehr Zuschauer hatten und sich die Athlete Lounge nochmals verbessert hat. Es ist toll, sich wie ein echter Rockstar zu fühlen, wenn man da draußen auf der Bühne vor der Wand steht. Insbesondere mit der Livemusik als Begleitung hebt sich adidas ROCKSTARS von anderen Wettkämpfen ab.“
Die Herren machten es noch einmal spannend. Alle drei schafften das dritte Boulderproblem im ersten Versuch. Wieder trat die Wettkampfjury zusammen, und entschied sich für ein Stechen an einem vierten Boulder. Während dieser von den Routenbauern gesetzt wurde, begeisterten die Human Beatboxer Camero und Robeat das Publikum in der Porsche-Arena mit ihrer mitreißenden Show Battle.
Der Tiebreak-Boulder entpuppte sich als wahres Meisterstück. Ein perfekter Boulder, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Nachdem Guillaume Glairon-Mondet ihn nicht knacken konnte und Jon Cardwell nur den Bonusgriff erreichte, demonstrierte Sean McColl eindrucksvoll, dass sich dieses unlösbar scheinende Problem sogar im ersten Anlauf bewältigen ließ. Damit stand er – gemeinsam mit Jon Cardwell – im Superfinale.
Hier profitierte Alex Puccio von ihrer Erfahrung vom letzten Jahr, als Anna Stöhr im Superfinale schon fast oben war, während sie noch die Route studierte.
„Dies war mein zweites Jahr in Folge am Superboulder und ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Letztes Jahr war ich zu langsam, da ich mir die Zeit genommen hatte den Boulder genau anzuschauen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hatte ich mir – für den Fall, dass ich das Superfinale erreiche – vorgenommen nicht zu schauen und einfach sofort den Boulder anzugehen!“
Die sechsfache Amerikanische Meisterin brauchte gerade mal 25 Sekunden bis sie auf den Buzzer hauen und ihren Sieg über Akiyo Noguchi feiern konnte. „adidas ROCKSTARS ist so ein herausragender Event und ich bin schon ganz gespannt auf die dritte Auflage, da es sich von Jahr zu Jahr steigert“, schwärmte sie nach der Siegerehrung. „Es ist jetzt schon ein großartiger Wettkampf und ich werde alles tun, um im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Warum man dabei sein sollte? Um hier einen der besten Momente im Klettersport zu erleben. Es ist aufregend, spannend und man will einfach nicht weg!“
Mit einem perfekt ausgeführten Dyno sicherte sich schließlich der überragende Kletterer des Abends, Sean McColl, den Sieg bei den Männern und bewies noch einmal eindrucksvoll, dass er an diesem Wochenende zu Recht die Startnummer 1 auf dem Rücken trug.
„Der Superboulder hat wirklich Spaß gemacht, obwohl es nicht der schwierigste Boulder des Finales war“, sagte er im Anschluss. „Ganz ehrlich, wir sind alle wirklich gut miteinander befreundet und mir war es nicht so wichtig, ob ich heute gewinne oder nicht. Das Format ähnelt anderen Wettkämpfen. Doch es ist die Finalrunde, die den Unterschied ausmacht und das Ganze so cool macht. Wenn ich von einem perfekten Event träume, dann kommt dieser adidas ROCKSTARS schon sehr nahe. Die Athlete Lounge, die Sicherheitsvorkehrungen, eine riesengroße Arena, ein phänomenaler Wettkampf samt Organisation – man kann sich vorstellen, ich hatte ein großartiges Wochenende!“
Auch der Amerikaner Jon Cardwell zeigte sich begeistert, vor allem über das hohe Preisgeld, denn insgesamt wurden unter den zwölf Finalisten 20.000 Euro ausgeschüttet. „adidas ROCKSTARS ist wirklich etwas ganz Besonderes. Anders als bei allen Kletterveranstaltungen, die ich bislang besucht habe, gibt es einen angenehmen Athletenbereich mit einer sehr herzlichen Atmosphäre. Die Wände sind toll – ich bin einfach richtig beeindruckt.“
Bergsportlegende Reinhold Messner, der eigens nach Stuttgart gekommen war, um sich den Event anzuschauen, war vom Konzept und der Leistung der Boulderer ebenfalls sichtlich angetan. „Eine fantastische Veranstaltung, die genau da stattfindet, wo sie auch hingehört, mitten in der Stadt, für jedermann zugänglich und ökologisch vertretbar. Was mir am Bouldern so gut gefällt, ist, dass man neben Schnellkraft, Kreativität und Schnelligkeit auch ein gutes Köpfchen braucht, da man immer die richtige Kletterroute wählen muss.“
Bilder & Quelle: adidas Rockstars
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